Noch immer bleiben beispielsweise chronisch kranke Patienten, die wichtige Lebensfunktionen wie Blutdruck oder Herzfrequenz per Fernüberwachung kontrollieren lassen, häufig auf den Kosten sitzen beziehungsweise haben gar keinen Zugang zu diesen Lösungen. Die Versicherungen übernehmen telemedizinische Dienstleistungen nur in Ausnahmefällen. Denn diese sind bisher nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen enthalten.
"Damit verhindert die ungeklärte Frage der Finanzierung den Einsatz von telemedizinischen Leistungen", sagt Dirk Steffan, Telemedizin-Experte bei Steria Mummert Consulting. Zudem behindern Akzeptanzprobleme bei den Leistungserbringern oftmals den erfolgreichen Einsatz von Telemedizin: Mit der Einführung müssen auch die Arbeits- und Behandlungsabläufe angepasst werden. Hier könnten die Krankenkassen Ärzten und anderen beteiligten Leistungserbringern praxisnahe Hilfen anbieten. "Allerdings erkennen immer mehr gesetzliche Versicherungen das Potenzial telemonitorischer Anwendungen. So schreiben aktuell gleich mehrere Kassen neue Projekte aus oder bereiten neue Telemedizin-Projekte vor. Das könnte einen Schub für die Telemedizin bedeuten", so Dirk Steffan.
Der Nutzen telemedizinischer Lösungen für das Gesundheitswesen ist durch zahlreiche Studien bewiesen. Dies gilt vor allem bei chronischen Krankheiten wie beispielsweise Herzschwäche. So ergaben Untersuchungen unter Herzinsuffizienz-Patienten Kostensenkungen von über 50 Prozent. Gleichzeitig konnte die Sterblichkeitsrate deutlich verringert werden. Denn mit Hilfe von Telemedizin sind frühe, oft lebensrettende Diagnosen bei gleichzeitiger deutlicher Verringerung der Zahl der Krankenhausaufenthalte möglich.
So könnten künftig auch Gesundheits-Apps für Smartphone oder Tablet-PC zur medizinischen Grundversorgung gehören. Dabei leiten beispielsweise mobile Geräte Gesundheitsdaten eines Patienten an das Handy weiter. Spezielle Zusatzanwendungen werten die Informationen aus und informieren gegebenenfalls direkt den Arzt oder die Klinik. "Solche Anwendungen haben ein enormes Potenzial. Natürlich werden sie nicht den persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt ersetzen, können aber einen wichtigen Beitrag zu einer hochwertigen Versorgung darstellen", sagt Dirk Steffan.