"Mit der Version EFA 2.0 setzt die Elektronische FallAkte jetzt direkt dort an, wohin sich IT-Systeme im Gesundheitswesen in den vergangenen Jahren entwickelt haben: Selbst innerhalb vieler Krankenhäuser sind IT-Strukturen überwiegend modular aufgebaut, die einzelnen Funktionen sind über standardisierte Schnittstellen miteinander vernetzt", so Volker Lowitsch, 1. Vorsitzender des Vereins Elektronische FallAkte. e. V. und Leiter des Geschäftsbereichs IT am Universitätsklinikum Aachen: 2Als Basis für die herstellerübergreifende Interoperabilität dienen heute zumeist IHE-Profile. Mit solchen Systemen sind Kliniken bei Investitionen auf der sicheren Seite." Die Empfehlungen und Festlegungen der 1997 gestarteten, internationalen Initiative "Integrating the Healthcare Enterprise" (IHE) e. V. haben mittlerweile – auch ohne gesetzliche Vorgaben - in vielen Ländern den Rang allgemeingültiger Standards in der Gesundheits-IT erreicht.
Datenschutzgerechter Dokumentenaustausch für Ärzte im Fokus
Mit IHE XDS (Cross-Enterprise Document Sharing) gebe es bereits ein IHE-Profil für die einrichtungsübergreifende Nutzung medizinischer Akten, sagt Andreas Kassner, Geschäftsführer von IHE Deutschland e. V. und im bvitg e. V. in die Projektgruppe "EFA on top of IHE" involviert, in der Vertreter der bvitg-AG Interoperabilität aktiv an der Entwicklung der EFA 2.0 und des IHE-Cookbook beteiligt waren. "Allerdings waren die in IHE XDS vorgeschlagenen Abläufe unter den Rahmenbedingungen in Deutschland bislang nur bedingt umsetzbar", so Kassner. Beispielsweise fehlte das Berechtigungsmanagement. Die hohen Anforderungen insbesondere zu Datenschutz und Datensicherheit habe hingegen der EFA-Standard mit seiner Sicherheitsarchitektur bereits umfassend berücksichtigt. "Im IHE-Cookbook haben wir diese Prinzipien jetzt allgemein für IHE-Profile zum Aktenaustausch formuliert." Damit stehen erstmals in Deutschland Umsetzungsempfehlungen sowohl für einrichtungsübergreifende Patientenakten und persönliche Patientenakten als auch für die Fallbezogenen Akten (EFA) zur Verfügung. "Diese Entwicklung wird auch in anderen Ländern sehr aufmerksam beobachtet", merkt Kassner an. "Datenschutz ist ja nicht nur in Deutschland ein wichtiges Thema."
"Aus Sicht der Informationsflüsse hebt EFA die Trennung zwischen ambulantem und stationärem Sektor in Deutschland völlig auf", betont Dr. Winfried Seibert, der als stellvertretender Leiter Klinische Systeme am Städtischen Klinikum München bereits ein EFA-Projekt für Darmkrebspatienten realisiert hat. "Wenn Systeme die EFA 2.0 und das IHE-Cookbook unterstützen, benötigen Kliniken und Arztpraxen endlich keine teuren Individuallösungen mehr, um in Versorgungsnetzen auch die Datenschutzanforderungen adäquat zu realisieren." Die Integration der IHE-Profile gestattet darüber hinaus auch eine stufenweise Weiterentwicklung bereits bestehender Projekte. Dabei sei EFA 2.0 funktional voll kompatibel zu bisherigen EFA-Schnittstellen und EFA-Netzen, betont Lowitsch.
Systemhersteller setzen auf IHE-Profile
Darüber hinaus sind sämtliche Aspekte der FallAkte jetzt, wie bei den IHE-Profilen üblich, als funktionale Bausteine und Prozesse definiert - von der Nutzerschnittstelle für den Arztarbeitsplatz über den Zugriff auf Dokumentenarchive bis zum Providerbetrieb. "Diese können ganz nach Bedarf miteinander kombiniert werden", erklärt Dr. Jörg Caumanns vom Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) Berlin, der im Autorenteam von "EFA on top of IHE" die EFA 2.0-Entwicklung mitverantwortet: "Das erleichtert vielen Systemherstellern die Umsetzung." Da ein Großteil der Anbieter medizinischer Systeme international aufgestellt sei, bieten international anerkannte Standards und Verfahren eine gängige Basis für die Entwicklung neuer Produkte.
Die Systemanbieter waren von Anfang an eng in den Entwicklungsprozess eingebunden, hebt Andreas Kassner hervor: "Den IHE-Profilen misst der Markt eine große Rolle zu, entsprechend genau verfolgen international aktive Unternehmen alle unsere Entwicklungen und engagieren sich auch selbst in diesem Prozess." Die Zahl der eingegangenen Kommentare sei daher überschaubar, die Resonanz aber groß und durchweg positiv: "Viele Hersteller haben bereits entsprechende Produkte in der Entwicklungspipeline." Kassner rechnet mit ersten Markteinführungen im Jahr 2014. Zukünftig sei zudem ein stärkerer Einsatz der IHE-Profile über den Klinikbereich hinaus zu erwarten, da auch die IT-Systeme in Arztpraxen immer komplexer strukturiert sind.
Weitere Informationen zum Projekt und den beteiligten Verbänden unter http://www.bvitg.de/efa-on-top-of-ihe.html.
Bundesverband Gesundheits-IT - bvitg e. V.
Der bvitg e. V. vertritt in Deutschland die führenden IT-Anbieter im Gesundheitswesen, deren Produkte je nach Segment in bis zu 90 Prozent des ambulanten und stationären Sektors inklusive Reha-, Pflege- und Sozialeinrichtungen eingesetzt werden. Über 70 Prozent der Unternehmen sind international tätig. Der Bundesverband ist im Frühjahr 2011 aus dem Zusammenschluss des VDAP e.V. mit dem 1996 gegründeten VHitG e. V. hervorgegangen.
Die VHitG Service GmbH, die als hundertprozentige Tochtergesellschaft des bvitg e. V. auftritt, organisiert den verbandseigenen Branchentreff conhIT - Connecting Healthcare IT.