Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für Behinderungen bei Erwachsenen. Über spezialisierte neurologische therapeutische Eingriffe einschließlich der Thrombolyse können die Folgen für die Patienten jedoch vermindert werden. Über das Netzwerk sollen diese spezialisierten Behandlungsmöglichkeiten für möglichst viele Patienten in Thüringen zugänglich gemacht werden. Der Freistaat Thüringen fördert den Aufbau des Netzwerkes mit fast 255.000 Euro.
Ministerin Taubert betonte: "Dieses telemedizinische Netzwerk bündelt Expertenwissen, das hiermit direkt und ohne Zeitverlust abgerufen werden kann. Denn bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Ein schnelles ärztliches Eingreifen ist notwendig, um das Leben der Betroffenen zu retten. Der Einsatz von Telemedizin soll dabei zu einer wichtigen Stütze werden. Dadurch wird wertvolle Zeit für die Behandlung der Patientinnen und Patienten gewonnen. Zeit, die ihnen eine erfolgreiche Therapie ermöglicht und sie so eher wieder ins normale Leben zurückfinden lässt." Das Netzwerk habe daher Vorbildcharakter und verbessere die medizinische Versorgung, sagte die Ministerin. Etwa 10.000 Thüringer erleiden jährlich einen Schlaganfall.
"Nicht alle Patienten leben in direkter Umgebung einer spezialisierten Klinik. Mit der Telemedizin können wir jetzt ganz gezielt die Behandlungsmöglichkeiten für möglichst viele Patienten verbessern und damit die Qualität der klinischen Versorgung auch langfristig ausbauen. Dieses Projekt zeigt anschaulich, welche Chancen uns hierzu die Telemedizin bietet. Daher bin ich sehr froh, dass die Klinik für Neurologie des UKJ zusammen mit den weiteren Kliniken im Netzwerk dieses Projekt mit großem Engagement vorangetrieben hat und bin sehr glücklich über die große Unterstützung durch den Freistaat Thüringen", erklärte Dr. Brunhilde Seidel-Kwem, Kaufmännischer Vorstand des Uniklinikums Jena, heute.
Prof. Dr. Otto W. Witte, Direktor der Hans-Berger-Klinik für Neurologie an der Uniklinik Jena: "Die schnelle Diagnose und der unverzügliche Beginn einer geeigneten Therapie sind entscheidend bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten. Dies gilt für die Thrombolyse, aber auch für andere, weitergehende Therapien wie die neuroradiologische Intervention. Die oft rettende Behandlung muss einsetzen, ohne dass entscheidende Minuten oder Stunden durch einen Transport verloren gehen. Das ist das Ziel unserer gemeinsamen Arbeit mit den beteiligten Kliniken."
Im Netzwerk können die Schlaganfallspezialisten per Video direkt mit dem Patienten und dem Ärzteteam in den anderen Kliniken in Kontakt treten. "Ein neurologischer Facharzt ist als Telemedizin-Konsiliararzt dafür rund um die Uhr erreichbar. Wir können dann den Zustand des Patienten analysieren und so eventuelle Schlaganfallsymptome, wie Lähmungen, Koordinations- oder Sprachstörungen per Video überprüfen. Gleichzeitig können mit den Kollegen vor Ort die CT- oder MRT-Aufnahmen des Gehirns besprochen werden", erklärt Dr. Albrecht Günther, Oberarzt in der UKJ-Neurologie die praktische Arbeit. Alleine am UKJ werden jährlich etwa 800 Schlaganfallpatienten behandelt.
Perspektivisch soll das Netzwerk wachsen: Denn auch angesichts der demographischen Entwicklung ist mit einer Zunahme von Schlaganfällen zu rechnen. Nach Angaben der Deutschen Schlaganfall-Hilfe gibt es bundesweit rund 270.000 Schlaganfälle jährlich. Zu 80 Prozent ist davon aktuell die Gruppe der über 60-Jährigen betroffen. Derzeit macht diese Gruppe rund 21 Prozent der Deutschen aus, allerdings wird sie in den kommenden Jahren wachsen, im Jahr 2050 sollen bereits 38 Prozent der Deutschen über 60 Jahre sein.