Deutschland habe eine sehr aktive, vielfältige und große Landschaft zur Entwicklung und Erprobung innovativer Internet-Lösungen für Gesundheitserhaltung und –überwachung zu Hause. Insbesondere mit Blick auf kardiologische Erkrankungen und auf die Unterstützung chronisch kranker Menschen gibt es vermehrt Belege für die medizinische Leistungsfähigkeit und auch für die ökonomische Effizienz entsprechender Ansätze. Jedoch tut sich der Telemedizinstandort Deutschland schwer, innovative Lösungen breitflächig und dauerhaft umzusetzen. "Sehr, sehr viele neue Ansätze werden als F&E-Projekte gestartet und öffentlich gefördert, bewähren sich in Pilotprojekten, stehen aber hinterher nicht als dauerhafte Angebote zur Verfügung. Telemedizin in Deutschland leidet unter "Pilotitis" und produziert erschreckend viele "erfolgreiche Rohrkrepierer", so Hilbert.
Die Gründe für die Umsetzungsschwierigkeiten sieht Hilbert u.a. in der Technologiefixierung vieler „Macher“ und der daraus folgenden Ignoranz für die etablierten, rechtlich vorgeschriebenen Einführungskanäle medizinischer Neuerungen wie Klinische Studien und gesundheitsökonomische Evaluationen. Zudem blockierten Interessengegensätze in der Welt der Medizin die Umsetzung und Geschäftsmodelle beim unerlässlichen Zusammenspiel sektorübergreifender Versorgungsstrukturen fehlten. Problemverschärfend wirke, dass die Anbieterlandschaft sehr unübersichtlich ist und dass es kaum transparente Qualitätsstandards gibt.
Noch sei allerdings Zeit umzusteuern, meint der Gesundheitsökonom: Die Telemedizininnovatoren sollten sich verstärkt mit den Gesetzmäßigkeiten für Innovationen im Gesundheitswesen vertraut machen und die vielen Voraussetzungen, Etappen und Hürden für erfolgreiche Innovationen im Sinne einer Innovationsstraße von Anfang an mitbedenken. "Ganz entscheidende Weichenstellungen sind dabei die medizinische Wirksamkeit, die wirtschaftliche Effizienz und die betriebswirtschaftliche Umsetzungsfähigkeit!"