Die Erfahrung zeigt, dass bis zu zwei Drittel der MFA ihren Arbeitsplatz bereits nach nur fünf Jahren wechseln, wovon fast 40 % der vertragsärztlichen Praxen betroffen sind.** Dass sich dieser Trend weiter beschleunigt, zeigt der Blick auf aktuelle Zahlen von jameda.de: 64 % der befragten MFA denken heute über den Wechsel ihres Arbeitsplatzes nach.
Was aber sind die Gründe für die hohe Wechselbereitschaft? 47 % antworten, dass sie sich vom neuen Arbeitgeber ein höheres Gehalt erhoffen, während für 26 % der Wunsch nach mehr Wertschätzung den Ausschlag gibt. Jeweils 5 % der Befragten wünschen sich weniger Stress und administrative Aufgaben; mehr als 3 % möchten nicht länger als MFA arbeiten. Die übrigen 14 % entfallen auf Wünsche nach mehr Teamgeist, Weiterbildung, kürzeren Arbeitswegen oder dem Wechsel durch eine altersbedingte Schließung der Praxis.
Fast jede zweite MFA mit ihrem Gehalt unzufrieden
Auf die Aufforderung zur Beurteilung ihres Gehalts antworten 46 % der Befragten, dass sie mit dem Gehalt unzufrieden sind. 36 % bewerten ihre Vergütung als akzeptabel und 18 % sind zufrieden. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Mehrheit von 62 % bei einer 40-Stunden-Woche monatlich zwischen 1.500 und 2.100 Euro netto verdient. 19 % der Befragten erhalten weniger als 1.500 Euro. Zugleich geben 19 % an, mehr als 2.100 Euro zu verdienen.Für manche Fachkraft ist das der Grund für den Wechsel in die Klinik, weiß Kathrin Neppl, Arzthelferin in einer Praxis für Urologie. Sie räumt ein, dass sich die Vergütung seit ihrem Berufseinstieg vor 17 Jahren verbessert hat. “Gemessen an Arbeitspensum und Verantwortung bleibt sie im ambulanten Bereich aber oft hinter den Erwartungen zurück.” Bei ihrem Arbeitgeber ist Neppl sehr zufrieden, kennt aber Fälle, in denen das Gehalt kaum für Miete und Lebenshaltungskosten reicht.
Dennoch hat sich die Vergütung - zumindest auf dem Papier - seit 2015 deutlich verbessert.*** Dabei fällt der Gehaltszuwachs in der stationären Versorgung mit 17.3 % mehr als doppelt so hoch aus, als in der vertragsärztlichen Versorgung, wo MFA seit 2015 mit 8.9 % mehr Gehalt rechnen können.
Trotz Gehalts-Frust: Zufriedenheit bei MFA überraschend hoch
Es ist jedoch überraschend, dass MFA trotz Gehalts-Ärger mit ihrer täglichen Arbeit weitgehend zufrieden sind: 51 % der Befragten halten die Situation am Arbeitsplatz für akzeptabel, 26.5 % sind zufrieden. Nur für 22.5 % überwiegt die Unzufriedenheit - die Lage ist also weniger dramatisch, als sie auf den ersten Blick erscheinen mag.Und dennoch gibt es vor allem eine Herausforderung, die fast 50 % der Befragten täglich Schwierigkeiten bereitet: Die Ungeduld von Patienten. Erst mit deutlichem Abstand folgen ein enormes Patientenaufkommen (12.5 %), Zeitmangel bei der Arbeit und der Pause (11.4 %), fehlender Teamgeist (10.4 %), ein Bürokratie-Übermaß (9.3 %) und eine dünne Personaldecke (8.3 %).
“Unabhängig davon, ob es die Befindlichkeiten langjähriger Privatpatienten oder das Ziel von Neupatienten ist, mit chronischen Beschwerden in die Notfallsprechstunde zu kommen: Seit Ende der Pandemie hat der Respekt mancher Praxisbesucher deutlich nachgelassen,” berichtet Kathrin Neppl. “In diesen Situationen kann ich mich auf den Rückhalt des Teams verlassen - was enorm wichtig ist.”
Neben angemessener Bezahlung und gegenseitigem Vertrauen zählen für medizinische Fachkräfte nicht zuletzt Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. 52 % der Befragten haben innerhalb des letzten Jahres keine vom Arbeitgeber finanzierte Fortbildung besucht. Gefordert sind hier aber auch die MFA, Bildungsangebote aktiv zu nutzen.
* Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) eingeschlossen
** ZI-Studie (abgerufen 20.09.2023)
*** ZI-Studie (abgerufen 20.09.2023)