Dr. Judith Rittenschober-Böhm, MD, PhD ist Oberärztin der Neonatologie am AKH / der Medizinischen Universität Wien, Österreichs größtem Klinikum. Mit insgesamt 50 Betten hat die Abteilung zwei Intensivstationen, zwei Intermediate-Care-Stationen sowie eine Wochenbettstation. Unter den 800–900 Geburten jährlich sind etwa 180 unter 1000 Gramm. - Das AKH weist somit die umfangreichste Neonatologie in Österreich auf.
In der klinischen Praxis ebenso wie in der Forschung liegt Dr. Rittenschober-Böhms Schwerpunkt auf nosokomialen und perinatalen Infektionen. Fragen der Hygiene sind Teil dieses Fokus. Sie hat in Immunologie promoviert.
In der Neonatologie kommt der Hygiene außerordentliche Bedeutung zu
„Neugeborene sind besonders vulnerabel“, erklärt Dr. Rittenschober-Böhm: „Ihr Immunsystem ist unausgereift, was sie für Infektionen prädisponiert. Und ihre Haut bietet noch keine gute Barriere gegen Keime. Außerdem werden Frühgeborene verschiedenen invasiven Prozeduren unterworfen, darunter Katheterisierung und Intubation, die signifikante Risikofaktoren mit sich bringen.” Da sich perinatale Infektionen schwer vermeiden lassen, muss ein Hauptaugenmerk des Personals auf der Abwendung nosokomialer Infektionen liegen.Laut Dr. Rittenschober-Böhm lassen sich in diesem Kontext zwei Hauptzielgruppen mit technologiegestützter Schulung adressieren. Das klinische Personal ist eine davon -Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Physiotherapeuten. Eltern sind die zweite Zielgruppe; auch ihnen kommt eine wichtige Rolle zu.
Schlüsselfaktoren der Krankenhaushygiene
Der wichtigste Faktor sind die „Augenblicke der Handhygiene“: Das Personal muss daran erinnert werden, dass es in Situationen wie vor und nach Patientenkontakten Händedesinfektion durchführen muss. Mit diesem Thema befassen sich zahlreiche Studien. „Aber auch der zweite Faktor ist wichtig“, sagt die Expertin: „Wie gut werden die Hände desinfiziert?“ Desinfektionslösungen sind durchsichtig, was es schwierig zu erkennen macht, ob die Qualität der Durchführung angemessen war.
Vorrang für Patientensicherheit
„Patientensicherheit trägt in unserer Abteilung eine strategische Bedeutung, und die Anwendung moderner Methoden auf dem Weg zu besten Ergebnissen wird von Prof. Berger, der Chefärztin unserer Abteilung, unterstützt“, unterstreicht Dr. Rittenschober-Böhm. Gemeinsam hatten beide auch die Bestellung der Semmelweis Scanner von HandInScan initiiert. Diese Systeme visualisieren die Gründlichkeit der jeweils durchgeführten Händedesinfektion in einem einfachen Verfahren, das nur 30 Sekunden erfordert.
Die Eltern schulen
Sowohl die Eltern als auch das Personal sind Zielgruppen für den Einsatz dieser Scanner. Eltern von Frühgeborenen, die in Betreuungsaktivitäten auf der Station eingebunden sind, sind in der Regel hoch motiviert, sich zu engagieren. Sie sind bereit, alles tun, was ihre Kinder unterstützt. Es ist für sie aber nicht einfach, die notwendigen Schritte für eine wirksame Desinfektion zu durchlaufen und die richtige Menge an Desinfektionsmittel zu finden.„Wir schulen daher die Eltern an ihrem ersten Tag auf unserer Station hinsichtlich der Durchführung der Händedesinfektion“, erklärt Dr. Rittenschober-Böhm. „Auf unseren Intensivstationen setzen wir für diese Schulung die Semmelweis Scanner ein. Das visuelle Feedback, das die Eltern von den Scannern über die Qualität ihrer Desinfektionsmaßnahmen erhalten, ist für sie sehr wertvoll.“ Den Eltern wird veranschaulicht, welche Handbereiche sie vernachlässigt haben. „Die Rückmeldungen der Eltern zum Einsatz der Scanner waren sehr positiv“, sagt die Expertin.
Die Mitarbeitenden motivieren
Die andere Zielgruppe ist ebenso wichtig - Pflegekräfte und Ärzte. „Ihre Herausforderung besteht darin, dass sie die Händehygiene seit Jahren als Teil ihrer täglichen Routine praktizieren, was zu einer mangelnden Reflexion über die Qualität dieses Prozesses führen kann“, unterstreicht Dr. Rittenschober-Böhm. Typische Bereiche, die mit geringerer Sorgfalt desinfiziert werden, sind der Rücken und der Daumen der dominierenden Hand. Diese werden von den Scannern sehr gut erfasst. Die Aufrechterhaltung des Bewusstseins ist entscheidend: „Menschen - Mitglieder der Teams - werden benötigt, um ihre Kollegen immer wieder an die Verfügbarkeit der Scanner und ihrer Vorteile zu erinnern“, betont die Expertin.Die Nachschulung des Personals durch die Hygieneverantwortlichen erfolgt derzeit mit einer herkömmlichen Methode. „Der Scanner ist eine nützliche Alternative, mit der dieses Verfahren schneller und eleganter durchgeführt werden könnte“, urteilt Dr. Rittenschober-Böhm.