Spahn kündigte an, dass er gemeinsam mit seinem neuen Abteilungsleiter Gottfried Ludewig in den nächsten Wochen eine intensive Bestandsaufnahme vornehmen werde. Ziel sei es, bis zur Sommerpause zu entscheiden, in welchen Bereichen und wie umfangreich politische Weichenstellung nötig seien. Konkret plädierte der Minister dafür, telemedizinische und internetmedizinische Anwendungen stärker zu nutzen, um die Versorgung nicht zuletzt in ländlichen Regionen zu verbessern: „Mein Eindruck ist, dass auch immer mehr Ärzte bereit sind, zu schauen, welche Möglichkeiten sich hier bieten“, so Spahn.
Der Minister sprach sich auch dafür aus, Big-Data-Anwendungen stärker zu nutzen, um Erkenntnisse über Krankheiten zu gewinnen und Behandlungsverläufe nachzuvollziehen: „Im Kern geht es darum, dass wir die Daten, die wir bereits haben, nutzbar machen. Dort steckt noch sehr viel Potenzial.“ Spahn regte unter anderem an, Behandlungsverläufe in großem Maßstab unter Einsatz von künstlicher Intelligenz zu analysieren. Dabei gelte es, die Patienten einzubeziehen, etwa durch die Option einer „Datenspende“, und technisch dafür zu sorgen, dass Datenmissbrauch verhindert werde: „Übertriebene Datenschutzanforderungen verunmöglichen an bestimmten Stellen eine bessere Versorgung“, so der Minister.
Ebenfalls am Herzen liegt Spahn die Einbindung mobiler Anwendungen in die digitalen Informationsflüsse im Gesundheitswesen. Hier werde sein Ministerium noch im Laufe des Frühjahrs einen umfangreichen Kriterienkatalog vorlegen, der als Richtschnur dienen kann, um künftig besser beurteilen zu können, welche Anwendungen geprüft sind und einen medizinischen Mehrwert bieten. Ziel müsse letztlich eine Art Zertifizierung sein - unabhängig von der separat zu betrachteten Frage einer Erstattung digitaler Anwendungen im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Spahn gab zu, dass die Politik in der Vergangenheit nicht immer rechtzeitig wichtige Hebel umgelegt und so dazu beigetragen habe, dass im deutschen Gesundheitswesen manche Digitalisierungsschritte langsamer vonstattengehen als anderswo. Er dreht es allerdings ins Positive: „Umso weiter wir hinterher sind, umso mehr können wir aufholen.“
Für den Bundesverband Gesundheits-IT betonte Vorstandsvorsitzender Jens Naumann, dass die Industrie Expertise und Engagement zur Verfügung stellen werde, um die Politik dabei zu unterstützen. Wichtig sei unter anderem die Formulierung eines klaren eHealth-Zielbildes, um für alle Beteiligten Klarheit zu schaffen, in welche Richtung sich das Gesundheitswesen zum Beispiel beim Thema elektronische Patientenakten bewege.
Über die conhIT - Connecting Healthcare IT
Die conhIT richtet sich an Entscheider in den IT-Abteilungen, im Management, der Medizin und Pflege sowie an Ärzte, Ärztenetze und Medizinische Versorgungszentren, die sich über die aktuellen Entwicklungen von IT im Gesundheitswesen informieren, Kontakte in der Branche knüpfen und sich auf hohem Niveau weiterbilden wollen. Als integrierte Gesamtveranstaltung mit Messe, Kongress, Akademie und Networking-Events bündelt sie an drei Tagen die Angebote, die für die Branche attraktiv sind. Die conhIT, die 2008 vom Bundesverband Gesundheits-IT - bvitg e.V. als Branchentreff der Healthcare IT initiiert wurde und von der Messe Berlin organisiert wird, hat sich mit über 500 Ausstellern und rund 9.500 Besuchern zu Europas wichtigster Veranstaltung rund um IT im Gesundheitswesen entwickelt.
Die conhIT wird vom Bundesverband Gesundheits-IT - bvitg e.V. in Kooperation mit den Branchenverbänden GMDS (Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie) e.V., BVMI (Berufsverband Medizinischer Informatiker) e.V. sowie unter inhaltlicher Mitwirkung von KH-IT (Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter) e.V. und CIO-UK (Chief Information Officers - Universitätsklinika) gestaltet.