Der Fachkongress „eHealth.NRW“ beleuchtete die vielfältigen Möglichkeiten zum Aufbau der TI aus Sicht verschiedener Akteure des digitalen Gesundheitswesens sowie aus der Perspektive der Patienten.
In seinem Grußwort betonte Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, wie wichtig der sektorübergreifende elektronische Datenaustausch für die Patienten, aber auch für Ärzte, Pflegekräfte und alle weiteren Berufsgruppen im Gesundheitswesen ist. In NRW sei bereits mit dem Aufbau der TI begonnen worden, so Laumann. Bei der Vernetzung der Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken möchte NRW als größtes Bundesland weiterhin eine Vorreiterrolle einnehmen.
In moderierten Diskussionsrunden gaben sowohl namhafte Gäste aus Politik, Forschung, Verbänden und Industrie als auch Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft sowie weiterer Berufsgruppen aus dem Gesundheitswesen ihre Einschätzung zur aktuellen Situation und richteten das Augenmerk auf weitere Entwicklungen und Lösungswege.
In der von Dr. Michael Schwarzenau, Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Westfalen-Lippe und ZTG-Aufsichtsratsvorsitzender, moderierten Eröffnung sowie im ersten Themenblock wurde der aktuelle Stand der TI dargestellt und diskutiert. Mit dem Startschuss der gematik für die Anbindung der TI an die Arztpraxen sei ein wichtiger Grundstein zur Realisierung eines zukunftsfähigen und nachhaltigen Gesundheitswesens gelegt worden, waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Doch noch gelte es, den Aufbau der TI weiter voranzutreiben und die bereits vorhandenen Vernetzungen zu stärken und zu erweitern. „Die Telematikinfrastruktur ist der einzige Weg zu einer deutschlandweiten digitalen Versorgungsunterstützung“, so Jan Neuhaus, Geschäftsführer Dezernat III/IT, Datenaustausch und eHealth der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
„Die elektronische Patientenakte muss in die TI integriert werden“, fordert Dr. Dr. Hans-Jürgen Bickmann, Mitglied im Ausschuss Telematik der Bundesärztekammer. Er betonte dabei insbesondere die zwingend erforderliche Interoperabilität der medizinischen Anwendungen untereinander. Dr. Thomas Kriedel, Vorsitzender der gematik-Gesellschafterversammlung ergänzt. „Über die eGK werden künftig auch die Behandlungsdaten der Patienten in der elektronischen Patientenakte abrufbar sein - so jedenfalls der Plan. (…) Vor allem die Politik drängt, dass der Patient die Daten auch alleine einsehen können muss. Das wiederum könnte über das elektronische Patientenfach organisiert werden.“
Dr. Stefan Bales, Ministerialrat im Bundesministerium für Gesundheit, verdeutlichte, dass es nun darum gehe, die medizinischen Anwendungen einzuführen. „Konkret wollen wir, dass möglichst schnell der im Oktober vergangenen Jahres eingeführte Medikationsplan und die Notfalldaten auch in elektronischer Form etabliert werden und dass in weiteren Ausbaustufen bereits in den nächsten Jahren alle Patientinnen und Patienten eine elektronische Patientenakte erhalten können.“
Heike Nowotnik, Geschäftsführerin der Geschäftsführungseinheit „IT-Steuerung“ des AOK-Bundesverbandes, sah insbesondere den Nutzen für die Patienten: „Die medizinische Versorgung kann auf Basis besserer Informationen deutlich zielgerichteter und besser abgestimmt erfolgen. Der Patient kann auf Basis vollständiger Information mehr Eigenverantwortung übernehmen. (…). Wir brauchen Vernetzung. Und zwar schnell und nicht in zwei oder drei Jahren.“
Im Hinblick auf die Bestrebungen einiger Krankenkassen, eigene Aktenlösungen/Gesundheitsakten zu entwickeln und ihren Versicherten anzubieten, forderte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe: „Die eGK muss dringend vorangetrieben werden, damit nicht an den offiziellen Wegen und Zielen vorbei privatwirtschaftliche Bestrebungen zu verschiedenen irgendwie gearteten Gesundkeitsakten führen.“
Mathias Redders, NRW-Gesundheitsministerium, unterstrich, dass NRW die Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte unterstützt, indem konsequent der Beschluss der letzten Gesundheitsministerkonferenz umgesetzt wird. Der GMK-Beschluss fordert die Einrichtung eines Forums für elektronische Patientenakten, das die verschiedenen Aktensysteme bundesweit koordiniert. Anfang Oktober tritt das Forum erstmals in Bochum zusammen.