Chai Chuah, der neuseeländische Experte für das Gesundheitswesen, erklärte bei seiner Präsentation anlässlich des Forums, wie sein Land die Gesundheitsinformatik entwickelt hat, um Effizienzen voranzutreiben: "Neuseeland hat sich der nachhaltigen Wahrung und Verbesserung seines Gesundheitswesen verpflichtet. Das Land ist sich bewusst, dass neue Ansätze nötig sind, um die Qualität zu steigern und gleichzeitig die Ausgaben zu reduzieren." Er erklärte: "Zurzeit konzentrieren wir uns auf stärker klinisch geleitete, innovative Behandlungsmodelle, die intensivere Einbeziehung von Patienten und Verbrauchern in die Gestaltung unserer zukünftigen Gesundheitsdienste sowie die engere Einbindung von Investitionen in Informationstechnik, Arbeitskräfte und Infrastruktur."
Mit seiner geringen Bevölkerungszahl und -dichte sowie entlegenen Standorten ist Neuseeland sehr daran gelegen, anhand innovativer Gesundheitstechnologie neue Ansätze zur Bereitstellung seiner Gesundheitsfürsorge zu entwickeln und umzusetzen.
Dieser Fokus auf Innovationen hat dazu geführt, dass sich Neuseelands Gesundheitswesen international einen Namen als Anbieter qualitativ hochwertiger und kosteneffizienter Dienstleistungen gemacht hat. So belegte Neuseeland beispielsweise in einer 2009 durchgeführten Umfrage des Commonwealth Fund den ersten Platz unter Ärzten in der Primärversorgung im Bereich der Kapazität fortschrittlicher elektronischer Gesundheitsdaten und den zweiten Platz bei der Nutzung elektronischer Patientenakten.[1] Zudem siegte Neuseeland in einer 2010 durchgeführten Studie des Commonwealth Fund bei der Gesamtqualität seiner Pflegeleistungen, der koordinierten Pflege und der patientenzentrierten Pflege[2] - und dies trotz der Tatsache, dass die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben in Neuseeland etwa 16 % niedriger sind als die Großbritanniens.
In Neuseeland ist die enge Kollaboration zwischen Wissenschaftlern, Technikern, Ingenieuren, Unternehmern und medizinischen Fachkräfte gängige Praxis. Forscher und Produktentwickler arbeiten mit Klinikpersonal und dem Gesundheitswesen zusammen, um medizinischen Bedarf, Bereiche mit Verbesserungspotenzial und mögliche technologische Entwicklungen zu ermitteln.
Dieser Ansatz wird durch Neuseelands E-Health-Patientenportal veranschaulicht, das Chuah in seiner Präsentation vorstellte. "In der aktuellen Phase dieses Projekts konnten wir eine personalisierte Gesundheitsfürsorge entwerfen und Einzelpersonen sowie Leistungserbringern wichtige medizinische Daten (z. B. Medikation, Allergien usw.) bereitstellen", so Chuah. "Diese Art von Initiativen sind der Grund, warum Neuseeland bei den Innovationen im Bereich E-Health federführend ist und andere Länder darin bestärkt, die neuseeländischen Erfahrungen für ihre eigenen zukünftigen Entwicklungen zu nutzen. Ziel dieser Phase ist es, umfassendere Daten von Patienten und ihren Familien zu sammeln - ein Vorgang, der von ihnen selbst angestoßen und gesteuert wird."
Da sich das Gesundheitssystem Großbritanniens und Neuseelands in seiner Struktur ähnelt, konnte Großbritannien die Erfahrungen des kleineren Landes als "Pilotprojekte" ansehen, bevor es selbst ähnliche Veränderungen umsetzte. Technologielösungen des weltweit führenden, neuseeländischen E-Health-Unternehmens Orion Health halfen dem Gesundheitsrat Greater Glasgow und Clyde (dem größten Gesundheitsrat der staatlichen britischen Gesundheitsfürsorge) dabei, eine nahezu papierlose Krankenhausumgebung zu schaffen, indem sie eine klinikfreundliche Sicht auf Informationen aus verschiedenen Quellen bereitstellten. Mittlerweile kommt in der gesamten Region ein klinisches Portal zum Einsatz, welches eine gemeinsam genutzte Patientenakte erstellt. Zurzeit gibt es 10.000 registrierte Benutzer, und jede Woche werden über das System mehr als 140.000 Patientenergebnisse angezeigt.
Eine andere neuseeländische Firma, die in Europa innovative Optimierungstechnologie bereitstellt, ist das mehrfach ausgezeichnete Unternehmen Optima, das führend im Bereich Ablauf- und Planungsforschung ist. Es stellt anhand hoch entwickelter, mathematisch basierter Technologie Simulationssoftware für Rettungsdienste bereit. In Dänemark unterstützte Optima predict die Regierung dabei, den Rettungsdienst zu modernisieren. Hierbei wurde ermittelt, wie viele Rettungswagen wo benötigt wurden, um im gesamten Gebiet die gleiche ungefähre Anrückzeit zu erhalten. Vier Jahre später bestätigen die Leistungsdaten der regionalen medizinischen Rettungsdienste die Leistungsmetriken von Optima predict.
Ein weiteres Beispiel neuseeländischer Technologie, die in Großbritannien Anwendung findet, lässt sich bei zwei Treuhandgesellschaften der britischen staatlichen Gesundheitsfürsorge, dem Bedford Hospital und dem Northampton General Hospital, beobachten. Beide erzielten Kosteneinsparungen, als sie die Kapazitätsplanungs- und Bettenverwaltungssysteme CapPlan des neuseeländischen Unternehmens Emendo einführten. Dadurch wird die operative Leistung anhand prädiktiver Analysen verbessert, um das Angebot an Ressourcen und die Nachfrage nach Dienstleistungen präzise aufeinander abzustimmen. Bedford Hospital sparte in den ersten vier Monaten nach Einführung 127.000 € ein. Bis heute liegen die jährlichen Einsparungen bei etwa 690.000 € alleine im stationären Bereich. Bei Northampton General Hospital ermittelte CapPlan im ersten Betriebsjahr mögliche Effizienzeinsparungen von ca. 794.000 €.
Auch Atlantis Healthcare ist ein neuseeländisches Unternehmen, das sich in Europa einen Namen macht. Büros befinden sich in Deutschland, Spanien und Großbritannien. Die Firma entwirft und implementiert Programme, die die Therapietreue der Patienten unterstützen. Dies verbessert den Erfolg für die Patienten und senkt die Gesundheitsausgaben. Atlantis Healthcare setzt bislang über 70 dieser Programme für insgesamt 43 Krankheitsbilder ein. Mit seinem neuen Büro in Frankfurt setzt das Unternehmen nun ein bedeutsames Programm um, das die Pflegekräfte von Alzheimer-Patienten unterstützt.
Neuseelands Erfolge bei der kosteneffizienten Bereitstellung von Gesundheitsleistungen beruht auf vielen Faktoren, nicht zuletzt auf seiner kulturell bedingten Belastbarkeit und Eigenständigkeit, die ihre Wurzeln in der abgeschiedenen Lage des Landes haben. Ganz offensichtlich haben aber auch innovative und umsichtige Investitionen in die Technologie eine bedeutende Rolle gespielt, angetrieben durch eine IT-Industrie vor Ort, die danach strebt, Vorreiter bei neuen Ansätzen zu sein und Innovation in Zusammenarbeit mit ansässigen Gesundheitsdienstleistern voranzutreiben.
[1] C. Schoen, R. Osborn, D. Squires, J. Peugh, and S. Applebaum, Perspectives on Care, Costs and Experiences: A Survey of Primary Care Physicians in 11 Countries, 2009
2 K. Davis, C. Schoen and K. Stremikis, Mirror, Mirror on the Wall: How the Performance of the U.S. Health Care System Compares Internationally 2010 Update, The Commonwealth Fund, Juni 2010
Über NZTE
New Zealand Trade and Enterprise (NZTE) ist die nationale neuseeländische Regierungsbehörde für wirtschaftliche Entwicklung und die Schnittstelle zu Geschäftschancen in Neuseeland.
Über ihr weltweites Niederlassungsnetz ist es das Ziel von NZTE, internationalen Firmen und Investoren neuseeländische Geschäftschancen zu eröffnen. Neuseeland fördert aktiv direkte Investitionen von und den Handel mit internationalen Firmen und Geschäftsleuten, insbesondere denjenigen, die zur Bildung neuer Unternehmen, zur Umsiedlung bereits vorhandener Betriebe nach Neuseeland sowie zu strategischen Partnerschaften oder Joint Ventures mit neuseeländischen Firmen führen.
Der Schwerpunkt liegt auf neuseeländischen Unternehmen und Wirtschaftssektoren mit hohem Wachstumspotenzial. Weitere Informationen finden Sie unter www.nzte.govt.nz.
Über Chai Chuah
Chai Chuah ist der nationale Leiter der Geschäftseinheit nationaler Gesundheitsrat (NHB) des neuseeländischen Gesundheitsministeriums.
Die NHB-Geschäftseinheit spielt eine zentrale Rolle beim neuen Modell für die Planung und Finanzierung von Gesundheitsleistungen und Änderungen mit Schwerpunkt auf:
- stärkere klinische Führung
- verbesserte Qualität und Sicherheit
- höhere Serviceleistung
- verbesserte regionale und nationale Entscheidungsfindung sowie
- geringere administrative Kosten und Verluste
Vor seinem Eintritt in das Ministerium hatte Chuah seit 2002 die Position des Hauptgeschäftsführers beim Gesundheitsrat von Hutt Valley District inne.