Die gleichzeitige Behandlung eines Patienten mit mehreren Arzneimitteln, die das sogenannte "QT-Intervall" im EKG verlängern, kann die Gefährdung für einen plötzlichen Herztod steigern. Die Nebenwirkungen werden in vielen Fällen nicht erkannt - weil die nicht zu kombinierenden Arzneimittel häufig durch verschiedene Ärzte verordnet werden. Aktuelle Risikowarnungen der deutschen, europäischen und amerikanischen Zulassungsbehörden weisen für Patienten, die Arzneimittel mit den Wirkstoffen Citalopram oder Escitalopram einnehmen, darauf hin, dass eine Kombination mit weiteren QT-Intervall-verlängernden Arzneimitteln vermieden werden sollte. Beide Wirkstoffe werden oft bei Depressionen verordnet.
Mit Hilfe einer speziell entwickelten Software des Projektpartners RpDoc® Solutions GmbH aus Saarbrücken wird auf Basis der Arzneimittelverordnungsdaten analysiert, welche Versicherten gefährdet sind.
"Das RpDoc® Risiko-Radar Arzneitherapie identifiziert vermeidbare verordnungsbedingte Risiken, die der einzelne Arzt nicht oder nur schlecht erkennen kann", so Simone Grandt, Geschäftsführerin des Unternehmens.
"Unser Anliegen ist es, die Ärzte in die Lage zu versetzen, das entsprechende Risiko zu erkennen und alternative Therapieoptionen zu prüfen", ergänzt Dr. Lutz Hager. Die Bewertung der potenziellen Risiken und die anschließende Information der Versicherten und Ärzte erfolgt daher in enger Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland (KVS). "Die KV Saarland sieht die Chance, gemeinsam mit ihren Partnern ein praxis- und patientengerechtes Modell zu entwickeln, das vermeidbare Risiken von den Patienten fernhält", sagt Dr. Joachim Meiser, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der KVS.
Die IKK Südwest und ihre Projektpartner setzen mit dem innovativen Pilotprojekt neue Maßstäbe: Bislang gibt es weltweit keinen vergleichbaren Ansatz, der eine solch effiziente Risikokontrolle dieses potenziell tödlichen Risikos ermöglicht. Aus der Anzahl der jährlich in Deutschland verordneten Tagesdosen Citalopram und Escitalopram von mehr als 200 Millionen (Arzneiverordnungs-Report 2011) kann abgeleitet werden, dass bis zu 1,8 Millionen Menschen deutschlandweit mit diesen Wirkstoffen behandelt werden und von dem Risiko betroffen sein könnten.
Der Wettbewerb "Ideenpark Gesundheitswirtschaft" berücksichtigt innovative Ideen, Projekte und Geschäftsmodelle aus der gesamten Gesundheitsbranche. Der Wettbewerb soll die Debatte über ein besseres Gesundheitssystem vorantreiben. Eine Jury hatte die eingereichten Vorschläge anhand der Kriterien Innovationsgrad, Relevanz, Qualität, Transparenz, Effizienz, Durchsetzbarkeit und Reichweite bewertet. Die besten zehn Konzepte wurden im Rahmen der FTD-Konferenz "Gesundheitswirtschaft" am 16. und 17. April 2012 in Berlin vorgestellt und in der FTD veröffentlicht.