Verbesserte diagnostische Zuordnung von Papillenschwellungen
Das Gewinnerprojekt betrachtet die Möglichkeit, mit Hilfe des transorbitalen Ultraschalls die Früherkennung von intrakraniellen Druckerhöhungen in der Notfalldiagnostik zu vereinfachen. Papillenrandunschärfen sind Veränderungen der Sehnerven, die in der Regel im Rahmen einer augenärztlichen Untersuchung auffallen. Die Ursachen sind vielfältig: Sie kommen beispielsweise bei starker Kurzsichtigkeit, jedoch auch bei Entzündungen oder Durchblutungsstörungen der Sehnerven vor. Die genaue diagnostische Zuordnung ist aufwendig und bedarf häufig interdisziplinärer Expertise. Von besonderer, notfallmedizinischer Relevanz und Dringlichkeit sind Papillenrandunschärfen, die im Rahmen intrakranieller Druckerhöhungen entstehen – sogenannte „Stauungspapillen“.„Ein Blick in die wissenschaftliche Literatur offenbart, dass es im Rahmen der medizinischen Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Papillenrandunschärfen zu fachlichen Fehlzuweisungen, unnötiger invasiver Diagnostik und Fehldiagnosen kommt. Diese Umstände führen auch zu Verzögerungen in der Behandlung“, fasst PD Dr. med. Leon Danyel die Wahl auf dieses Themenfeld zusammen und erklärt: „Über die transorbitale Sonographie möchten wir bereits im Rahmen der notfallmedizinischen Vorstellung eine frühe Abgrenzung der Stauungspapille von anderweitigen Papillenschwellungen ermöglichen.“
Schnellere und sichere Diagnostik
In einer prospektiven Studie soll nun der Nutzen der Sonographie zur Differenzierung der Stauungspapille in der Notfallversorgung untersucht werden. Möglicherweise kann über eine kurze Ultraschalluntersuchung eine schnelle Identifizierung intrakranieller Druckerhöhungen gelingen. Darüber hinaus soll die frühe Weiterleitung von Patientinnen und Patienten an geeignete Fachspezialist*innen verbessert werden.Der transorbitale Ultraschall wird dabei als etabliertes, nichtinvasives Verfahren zur Untersuchung des Augapfels und der retro-orbitalen Strukturen genutzt. So können die vorderen Segmente der Sehnerven, die ihn umgebende Sehnervenscheide und ihre Aufdehnung bei erhöhtem Hirndruck beurteilt werden. Hierfür hat sich in den letzten Jahren die Messung des sogenannten Sehnervenscheidendurchmessers etabliert.
„Der Einsatz des transorbitalen Point-of-Care-Ultraschalls für die Differenzialdiagnostik von Papillenschwellungen wäre zukünftig für Patienten wie Notfallmediziner ein Gewinn. Der Ansatz des Preisträgers ist vielversprechend und die Studie ein unterstützenswerter nächster Schritt für die Nutzenbewertung der Methode“, begründet Prof. Dr. med. Christian Waydhas, Koordinator der Jury und Präsidiumsmitglied der DIVI, die Preisvergabe an das Projekt.
Förderung patientenzentrierter Versorgung
Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro stiftet Philips. „Wir begrüßen die Entscheidung der DIVI sehr“, so Dr. med. Robert Deisz, Chief Medical Officer Intensive Care, Philips DACH. „Die Untersuchung ist im Wesentlichen unkompliziert in der Durchführung und schafft dennoch die nötige Klarheit, um schnell über eine adäquate Anschlussversorgung zu entscheiden, beziehungsweise invasive Diagnostik zielgerichteter und in der Regel seltener einzusetzen. Wenn das Verfahren hält, was es verspricht, lässt sich die Patientensicherheit entscheidend verbessern.“
Forschungsförderpreis Patientensicherheit
Den von Philips gestifteten Forschungsförderpreis gibt es seit 2017. Mit seiner Vergabe werden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit Forschungsvorhaben im Bereich Patientensicherheit ausgezeichnet und gefördert. Die DIVI übernimmt die wissenschaftliche Begutachtung der Bewerbungen sowie die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger.Nachzulesen sind die Informationen zum Forschungsförderpreis unter: www.divi.de/die-divi/forschungspreise